Mirella Rusch
 
Fotografie & Illustration

Über

MENSCHLICHES

Das Wichtigste steht schon auf meiner Startseite: Ich mag Menschen.

Und ich mag das Leben, und bin sehr dankbar für das Land und die Zeit, in die ich geboren wurde. Für die Möglichkeiten und die Freiheit, die sich dadurch ergeben.
Ich weiß nicht, wie bald ich diesen Text wieder bearbeiten oder ersetzen werde - deshalb: Wir haben Februar 2023, ein paar Jahre seit Pandemie-Beginn und in der Ukraine sterben Menschen im Krieg. Manchmal möchte ich verzweifeln über unsere Dummheit als Menschheit, wie langsam wir alle lernen, und dass wir immer noch "gegeneinander" statt "miteinander" unsere Wege gehen. Darüber, wie viel Leid wir (in meiner Welt unnötig) auslösen.

Gleichzeitig ist dieses Verzweifeln keine langfristige Option für mich. Regelmäßig erinnere ich mich daran, dass uns Menschen gerade das MITEINANDER, das MITGEFÜHL, der ZUSAMMENHALT, die HOFFNUNG  ausmachen. Mich darauf zu besinnen gibt mir meine Richtung - ideell und ganz praktisch. Und erlaubt mir auch, als Fotografin meine Schritte zu tun.
Sehr häufig habe ich mich gefragt, wie ich mit meiner Arbeit etwas beitragen kann, dass es ein ganz klein wenig besser wird auf dieser Welt.

Dazu ist vielleicht wichtig zu wissen, dass ich ca. 20 Jahre im (sonder-)pädagogischen Bereich tätig war. Mit dieser Ausbildung war ich in Schweden studieren, einige Jahre in Australien auf einer Insel bei Indigenous People, in einer Reformschule und diversen Standorten in Wien. So fordernd das bisweilen war, so wenig war das jemals eine Frage für mich - ob das Sinn macht, was ich da tue. Die Antwort war immer einfach und klar: JA, das macht Sinn.
Ich habe mich bemüht, junge Menschen ein Stück ihres Lebens zu begleiten, sie ein wenig mit meinem Optimismus, meiner Freude, meinem Glauben an sie zu prägen. Ihnen soft und hard skills für ein möglichst selbstbestimmtes, glückliches Leben mitzugeben.

Die Entscheidung, diese sinnstiftende Arbeit hinter mir zu lassen, war ebenso klar - es war einfach an der Zeit. Zeit gewisse Strukturen zu verlassen und mich einem anderen Potential in mir zu widmen. Das ich zwar nie vergessen oder komplett vernachlässigt hatte, das aber mehr Hingabe verlangt(e). Die Frage nach dem (höheren) Sinn war anfangs allerdings doch eine Herausforderung.

Mittlerweile erkenne ich meinen Beitrag darin: Den Menschen vor meiner Linse zu SEHEN, in seinem Wesen, in seinem Sein, in den Wünschen, Hoffnungen und Zielen fürs Leben. Diesen Menschen als Ganzes und im Erreichen seiner Ziele zu bestärken. Die Essenz wahrzunehmen und wieder ein Stück sichtbarer zu machen.

Ich komme übrigens auch selbst als Mensch zu einem Shooting - nicht als Maske, oder als funktionierender Roboter. Natürlich überwinde ich bestmöglich meine menschlichen Fehler für diese Momente - im zivilen Leben bin ich wirklich oft meiner Unpünktlichkeit ausgeliefert. Zu einem Foto-Shooting bin ich praktisch immer viel früher als nötig. Vor allem, weil ich gern wirklich ganz da bin. Ich mag die Stille bevor der Trubel losgeht, ich mag selbst gesammelt sein bevor ich mit anderen in Kontakt trete. Und dann mag ich den Trubel und guten Kontakt.

Und: ich mag die Inszenierung. Das klingt vielleicht wie ein Widerspruch zu dem oben Erzählten.
Doch es ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Es geht mir bei der Inszenierung nicht um ein Schauspiel oder eine Maskerade. Mit Inszenierung meine ich, eine bestimmte Stimmung zu kreiieren (am besten gemeinsam), um gezielt die gewünschten Facetten der Menschen, des Events, der Arbeit zu unterstreichen und noch sichtbarer zu machen.
Dazu braucht es die volle Präsenz, ein bestmögliches Sich-Einlassen, ein klares Ziel, klare Kommunikation, gegenseitiges Wohlwollen und Lösungsorientiertheit. Und je nach Auftrag auch Make-Up, passendes Gewand und Accessoires :)

Dazu trage ich meinen Teil bestmöglich bei - und bemühe mich ein Setting zu schaffen, in dem mein Gegenüber seine beste Version von sich selbst sein und zeigen möchte.


WERDEGANG

Wie ich zu meinem Weltbild und der foto/grafischen Arbeit komme: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Meine Eltern pfleg(t)en beide ein jeweils eigenes, sehr idealistisches Weltbild, mit der permanenten Möglichkeit auf und gelegentlichem Bedarf nach Wundern - meine Mutter hat Umweltschutz, Biolandbau sowie gesunde Ernährung gepredigt und gelebt, als man dafür noch für verrückt erklärt wurde (irgendwann in den tiefen 80ern).
Mein Vater wiederum, ein begnadeter und visionärer Fotograf, hat meinem Bruder und mir erfolgreich vorgegaukelt, sein Fotostudio und Kamera-Ausrüstung wären unser persönlicher Spielbereich. Professionelle Shootings mit Assistenten, Werbe-Grafikern, Produktionsleitern, Make-Up-Artists und Ausstatterinnen waren mir schon als Kind geläufiger als ins Kino zu gehen (ich gebe zu: wir sind nie ins Kino gegangen). Auch (als Model) vor der Kamera zu stehen war eine frühe und wiederkehrende Erfahrung. Und das übrigens, obwohl ich weder eine klassische Schönheit noch fotogen bin.

Im Alter von 9 Jahren durfte ich eigenständig und -verantwortlich auf dem Urlaub die Profikamera benutzen, meine geliebte Canon F1. Ob mein Vater mir damals schon ISO, Blende und Verschlusszeit erklärt hat, das weiß ich nicht mehr. Nur dass ich das alles schon sehr früh von ihm gelernt habe, das kann ich mich erinnern.

Die Dunkelkammer durfte ich ab meiner Jugend im Alleingang bedienen. Noch immer kann ich mir den Geruch der Entwickler-Chemikalien in Erinnerung rufen, die Stille und Zeitlosigkeit in diesem dunklen Raum. Nur von einer einzigen roten Lampe "beleuchtet". Den magischen Moment, in dem auf dem leeren Fotopapier plötzlich ein Bild auftaucht. Die speziellen Klammern, mit denen man jedes Blatt einzeln aus der Flüssigkeit nimmt und zum Trocknen aufhängt.
Ich vermisse sie, die Dunkelkammer.

Auch im Jugendalter wurde ein erstes Foto von mir veröffentlicht, und als junge Frau habe ich meine ersten Hochzeiten und Konzerte, sowie Akte von Freundinnen fotografiert. Manchmal habe ich meinen Vater zu Shootings (als Assistentin) begleitet oder mich (häufiger) auf einen Kaffee in seinem Studio eingefunden. Außerdem hat er mich zu Ausstellungen diverser Fotografen-Größen geschleift.

Auf die Entwicklung zur digitalen Fotografie habe ich erst einmal ziemlich beleidigt reagiert. Ich habe für mehrere Jahre kaum mehr Fotos geschossen, als die analoge Fotografie zu teuer wurde. Glücklicherweise hat mein Mann dafür gesorgt, dass immer eine halbwegs up-to-date-Kamera im Haus war und irgendwann bin ich wieder eingestiegen.

Noch während meiner Lehrtätigkeit habe ich den Gewerbeschein gelöst und nebenbei professionell fotografiert. Nach meiner Kündigung beschloss ich - um meine technischen Lücken zu schließen und auch diverse digitale Möglichkeiten besser auszuschöpfen - eine fotografische Ausbildung zu absolvieren. Fündig wurde ich bei der LIK Akademie, an der ich 2021/22 den Lehrgang zur Mediengestalterin besuchte und abschloss. Lehrgangs-Inhalte waren die digitale Fotografie, digitale Bildbearbeitung sowie Mediendesign.

Im März 2022 ist schließlich mein Vater, nicht nur für mich ein Mentor in Sachen Fotografie, überraschend verstorben.
Nun - ca. 1 Jahr später - renoviere und gründe ich mein eigenes Fotostudio. In Dankbarkeit für alles, was ich von ihm lernen durfte, und in guter Erinnerung an die vielen Stunden in seiner fotografischen Welt setze ich meine eigenen Schritte, und gehe meinen eigenen Weg.
Eingebettet in die wunderbare Welt des Dorfplatzes in St. Andrä-Wördern. Mit guten, inspirierenden Menschen, einer verbindenden Vision und tragender Struktur - www.dorfplatz-staw.net .. DANKE dafür!


WERDEGANG - KURZ & KNACKIG

  • * 19.12.1978 in Wien
  • Schullaufbahn im öffentlichen System (VS Kierling, BRG Klosterneuburg bis 1997, Matura)
  • 1998-99 "nichts-tun": verschiedene Jobs (u.a. schlechteste Kellnerin der Welt & beste Verkäuferin im Bioladen), einige Reisen (Spanien, Irland, Süd-Frankreich, Italien)
  • 1999-2002: PädAk Wien "Diplomierte Sonderpädagogin", Schwerpunkt Interkulturelle und Freizeit-Pädagogik
  • 2003-2006: Australien-Aufenthalt (mit meinem Mann Stefan Herzina); Leben und Arbeiten in einer Aborigine-Community auf Yurrwi-Island (Arafura Sea/Arnhem Land) - Aufbau und Leitung der Special Education Section von Milingimbi CEC; Fotografische Dokumentation des Aufenthalts
  • 2006 Geburt unseres Sohnes; Rückkehr nach Österreich
  • 2008 Geburt unserer Tochter; Geringfügige Arbeit in der Suchtenzugs-Vollzugs-Anstalt Favoriten
  • 2009-2020 Arbeit als Sonderpädagogin (Poly WienWest, Privatschule Kreamont, BVL Treustraße); 2012-2018 Teil der ImproTheater-Gruppe 1stlaic - Neues Bewusstsein über Authentizität, Präsentation & Fehlerkultur; Gestaltung der Homepage www.improcombo.at in Wort und Bild - Foto-Dokumentation von Auftritten sowie Fotografien für die Homepage; Ausflug ins Solo-Kabarett, gecoached von I Stangl - Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen sowie Identität; Projekt 22,38km; Beginn nebenberuflicher, fotografischer Tätigkeit mit gleichzeitiger Anmeldung Gewerbe
  • 2019 Hochzeit mit Stefan :)
  • 2020 Erste Ausstellung #handwerk am Dorfplatz St.Andrä-Wördern 
  • 2021 Illustration Tante Tillys Tod
  • 2021/22 Ausbildung zur Mediengestalterin an der LIK Akademie, 1070 Wien
  • 2023 Eröffnung eigenes Fotostudio (Dorfplatz St.Andrä-Wördern ), Relaunch der Homepage


INTERVIEW

Und wenn du bisher gelesen hast, und noch mehr erfahren möchtest oder einfach nur lesefaul, hier zum Abschluss ein Video :)
DANKE an Sabin Parzer für die Idee, Einladung und Durchführung!